Kultur, Brauchtum & Veranstaltungen in Haiming
Bräuche in Haiming
Was kennzeichnet einen Brauch?
Er ist geprägt regelmäßig wiederkehrenden, sozialen Handlungen von Menschen in festen, stark ritualisierten Formen. Bräuche sind Ausdruck der Tradition. Sie dienen ihrer Erhaltung und Weitergabe sowie dem inneren Zusammenhalt der Gruppe.
Im Gegensatz zu Ritual, Ritus und Kult ist der Brauch weit weniger symbolhaft auf ein „höheres Ziel“ gerichtet, obgleich sich viele Bräuche im Laufe des Kulturwandels aus kultischen Handlungen entwickelt haben. Hier erkennt man also, dass Brauchtum Veränderungen unterworfen ist. Für diese Veränderungen (neue Bräuche, Abwandlung von alten Bräuchen, Aufgeben von Bräuchen) sind mehrere Faktoren verantwortlich - Religion, politische Verhältnisse, wirtschaftliche Rahmenbedingungen, persönliche Interessen - all diese Bereiche sind von Veränderungen betroffen, und diese Veränderungen haben auch Einfluss auf Brauchtum.
Die entscheidenden Stationen des menschlichen Lebens sind von Bräuchen begleitet: sei es bei der Geburt, bei der Hochzeit, beim Tod - in allen wichtigen Phasen kommt es zu alten Brauchtumshandlungen, die oft sehr alten Ursprung sind. Apropos "alt": Im Zuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurde der Übergang von einer stark landwirtschaftlich dominierten Gesellschaft zu einer "Mischgesellschaft" von Bauern und Arbeitern vollzogen.
Da gerade im bäuerlichen Bereich das Brauchtum eine dominante Rolle einnahm, sind mit dem Rückgang der Landwirtschaft auch viele uralte Bräuche verschwunden. Bräuche spielen sich im weltlichen und religiösen Bereich ab, oft ist es schwer Grenzen zu ziehen.
Feiern, Feste und mehr...
Bilder von früher und heute
Feuerwehren im Einsatz
Krampus & Nikolaus
Krampuslauf
Mit der Installierung eines Krampuslaufes Anfang der 1980er Jahre haben die Haiminger als Pioniere einen wahren Krampusboom ausgelöst. Zwar gibt es den Krampus im gesamten Alpenraum schon seit langer Zeit, in Haiming hat man sich aber organisatorisch und themenmäßig völlig neu orientiert. Das Wesen des Krampus und sein Ursprung sind bis heute noch wenig erforscht, da es in seiner Geschichte viele Lücken und Ungereimtheiten gibt. Zudem existieren viele "Parallelfiguren" wie Klaubauf, Perchten.
Die Kritiker meinen, dass der Krampus eine Erfindung jüngster Zeit ist, dass er erst über Kinderbücher zu Anfang des 20. Jahrhunderts zur salonfähigen Figur geworden ist. Manche Volkskundler glauben, dass es auch die Römisch Katholische Kirche gern gesehen hat, dass man zum "braven" Nikolaus einen "bösen" Begleiter erfand, um die Unterschiede zwischen Gut und Böse besser darstellen und "vermarkten" zu können.
Fest steht, dass es im Alpenraum bereits zu Zeiten Joseph II. (Römisch Deutscher Kaiser von 1765-1790) die den Krampussen ähnlichen Perchten gab. Der Habsburger Regent ließ das Perchtentreiben in den Rauhnächten verbieten. Ähnlichkeiten hat der Krampus auch mit dem Knecht Ruprecht, der allerdings nur einzeln auftritt. Vielerorts wird im Laufe der Zeit eine "Vermischung" all dieser Schreckgestalten stattgefunden haben.
"Seit jeher suchten Menschen Ablenkung vom harten Alltag. Was heute durch ein breites Freizeitspektrum abgedeckt wird, mussten sich die Menschen früher mit Einfallsreichtum, einfachsten Mitteln und oft unter Androhung von scharfen Sanktionen erkämpfen. In Kostümen und Fellen, hinter Larven und Masken konnten sie sich ausleben, konnten Aggressionen abbauen. Und auch für ein paar Stunden Sorgen und Armut vergessen. Fasnachten, Perchten- und Krampusumzüge waren dazu geeignet", so ein Volkskundler.
In Haiming hat sich der Krampuslauf jedenfalls etabliert: Immer am 1. Adventsonntag säumen tausende Besucher aus nah und fern die Siedlungsstraße und den Gemeindeplatz, um dem Treiben der Haiminger Krampeler zuzuschauen. Der Erfolg der Haiminger basiert vor allem auf ihre Disziplin und auf das einheitliche Auftreten mit ihren Fellkostümen, den roten Hosen und den kunstvoll geschnitzten Larven von Luggi Schnegg.
Schützenwesen in Haiming
Die Haiminger Schützen leben die Tradition ihrer Väter weiter. Tirol hat seit jeher im Schützenwesen eine besondere Stellung eingenommen. Viele Landesfürsten haben den Wert einer eigenen Landesverteidigung erkannt und den Schütze besondere Vorrechte eingeräumt. Früher waren die Tiroler nur verpflichtet zur eigenen Landesverteidigung einzurücken, in der Praxis war das aber nicht möglich. Heute rücken die Schützen meist zu hohen Festtagen aus oder bei großen Schützenveranstaltungen aus. Neben der traditionellen Schützenkompanie gibt es in Haiming aber noch die Schützengilde, die sich auf das Zielschießen bzw. Luftgewehrwettkämpfe konzentriert. Das Schützenschießen hat in Haiming eine große Tradition - vor allem in Magerbach wurden jahrzehntelang landesweite Schützenwettbewerbe abgehalten ("Nussenschießen"). Vielen Standschützen des 1. Weltkrieges kamen ihre durch diese Wettkämpfe erworbene Schusssicherheit zu gute.
In der Gemeinde Haiming gibt es neben dem Schützenverband Haiming auch am Haimingerberg eine Schützenkompanie sowie seit 2007 die Schützenkompanie Ötztal-Bahnhof.
Ausflüge der Senioren und Seniorinnen
Sportliche Highlights
Die Fasnacht in Haiming
Das Fasnachtstreiben gehört zu den häufigsten und vielfältigsten Brauchtumsveranstaltungen. Denken wir nur an Wald, Imst oder Nassereith, die uralte Fasnachtstraditionen aufweisen. Obwohl exakte historische Untersuchungen und Beweise bislang ausgeblieben sind, geht man davon aus, dass die diversen Fasnachtsbräuche ihren Ursprung im Mittelalter haben - es wird vermutet, dass es dabei wohl um das Vertreiben der kalten Jahreszeit handelt. Verbindungen zu keltischen Handlungen und Opferbräuchen herzustellen sind äußerst gewagt-abenteuerlich. In Haiming geht man auch schon seit längerer Zeit in die Fasnacht.
Dass in Haiming die Fasnachtstradition noch sehr jung ist, oder im Dunkel der Geschichte verborgen liegt, erkennt man daran, dass es keine traditionellen Masken wie Scheller, Roller usw. gibt. Beweise für ein geordnetes Fasnachtstreiben gibt es durch Fotos und Überlieferungen. Die meisten Masken und Gruppen der Haiminger sind an neuzeitliche Personen und Ereignisse oder einfach an Tiere und Phantasien angelehnt - denken wir dabei an die Laninger, die Narren, die Alt-Weibermühl, die Bären, die Affen - einen Bezug zur Haiminger Geschichte will die Knappen-Gruppe herstellen. Die Knappen waren im Spätmittelalter überall auf Tirols Bergen auf der Suche nach kostbaren Erzen unterwegs, so auch in Haiming (Knappenlöcher) - allerdings wurde der Bergbau hier bald eingestellt.
Dann gibt es noch die Themengruppen wie die Fischer, den Motomop-Club, die Waldmänner, die Muastoaler, die Wilderer und die Hexen - im Laufe der Jahre wechselten die Figuren und Gruppen der Haiminger Fasnacht. Von der Fasnachtsbühne verabschiedet hat sich z. Beispiel die "Ratschkatl", die früher für das durch die "Hachle ziachn" verantwortlich war. Heute übernimmt diese Arbeit die Narrengruppe.
Zu den Muastoalern: So sollen die Haiminger früher von den Nachbarorten bezeichnet worden sein, weil sie viel Türken (Mais) anbauten und ihren Ertrag oft mit armen Durchreisenden teilten. Der ursprüngliche Sinn der Fasnacht ist in Haiming im Laufe der vergangenen Jahrzehnte eher in den Hintergrund getreten - heute liegt der Schwerpunkt nicht mehr im Zurschaustellen der Masken und Figuren, der Aufführung beim Umzug, sondern im Herzeigen und wirtschaftlichen Gebrauch der Wägen, die schon Wochen vor dem Umzug für eine feucht-fröhliche Einkehr bereit stehen. Wir sehen an diesem Beispiel, dass sich die Fasnachten wie die Zeiten ändern - in ganz seltenen Orten wie in Imst oder Nassereith übersteht der alte Brauch die neue Zeit unbeschadet.
Bilder der Haiminger Fasnacht - früher und heute
Diverse kirchliche Feierlichkeiten
Seit es die katholische Kirche gibt, gibt es bestimmte Riten und Bräuche, die sich im Laufe der Jahrhunderte nur unwesentlich verändert haben. Zwar wurden zur Zeit der Aufklärung, vor allem unter Kaiser Joseph II, viele Feiertage abgeschafft, manche kirchlichen Bräuche haben sich aber bis heute erhalten und werden auch in Haiming gepflegt. Wie anfangs schon gesagt gibt es zwischen kirchlichen und weltlichen Bräuchen oft Überschneidungen und Gemeinsamkeiten.
Kirchtag
Am Namenstag der Haiminger Schutzheiligen Chrysanth und Daria wird am 25.10. der Kirchtag begangen. Der Kirchtag war früher für die Pfarr-Gemeinde der höchste Feiertag, entsprechend wurde er auch gefeiert. An diesem Tag gab es viele gute Sachen, speziell die Kirchtagskrapfen, die bei den meisten Haiminger Familien mit Mohn gefüllt wurden. Die ganze Verwandtschaft aus nah und fern wurde eingeladen, heute wird dieser Brauch in einigen Familien noch gepflegt. Bei uns zuhause gab es am Kirchtag auch immer a "Nuis Schmalz" - das ist ein stark abgerührtes Weizenmus mit Bienenhonig und hat herrlich geschmeckt - allerdings hat man sich oft zu viel zugetraut und dann wurde einem speiübel. Am Kirchtag findet natürlich auch eine Prozession statt.
Taufe und Firmung
Bei der Taufe eines Kindes wird der Taufpatin, dem Taufpaten "Gotl oder Töte, Göt" großes Augenmerk geschenkt. Die Paten stehen an diesem Tag neben dem Kind im Mittelpunkt und haben fortan auf das Kind zu achten. Bis zum "Ausschulen" beschenken die Paten ihre Schützlinge 2x im Jahr (Ostern, Allerheiligen) mit dem Gotlpack. Auch bei der Firmung kommt ein Pate daher - der Firmpate hat aber bei weitem nicht den Stellenwert als der Taufpate und ist auch zeitlich nicht so lange verpflichtet.
Sterben
Stirbt ein Angehöriger dann geht man zum Beten des Rosenkranzes, meist 2x, in die Kirche. Früher wurden die Toten zuhause aufgebahrt und dort fanden auch die Rosenkränze statt. In früheren Zeiten wurde auch Totenwache gehalten. Nach Begräbnis gibt es meist das Totenmahl, zu dem alle Familienangehörigen, Bekannte und gute Freunde geladen werden.
Herz-Jesu Bergfeuer
Als im Jahre 1796 die Napoleonischen Truppen Tirol immer näher rückten, wurde das Land in Kriegsbereitschaft versetzt. Man trat zu einem Kongress in Bozen (Südtirol) zusammen, auf dem beraten wurde, wie man vorgehen wolle. Dort fiel der Vorschlag des Stamser Abtes Sebastian Stöckl, das Land dem Schutz des Heiligsten Herzen Jesu anzuvertrauen - man hoffte auf die Hilfe Gottes. Am 1. Juni 1796 versprach man sich, dem Herz-Jesu Fest in Zukunft stets mit einem feierlichen Gottesdienst zu gedenken.
Achtzig Jahre später wurden zu diesem Anlass auch Bergfeuer entzündet… Die Herz-Jesu Feuer werden am zweiten Sonntag nach Fronleichnam angezündet. Diese Feuer werden heute noch in Form von Herzen, Kreuzen oder den Zeichen Christi “INRI” oder “IHS” angeordnet.
In Haiming werden die Herz-Jesu-Feuer von verschiedenen Gruppen (Fasnachtler, Jungbauern usw.) organisiert - in Haiming brennen die Feuer beiderseits des Tales, mehr aber auf dem Tschirgant bis hinunter Richtung Silzer Grenze. Manche "Bergfeuerler" gehen einen Tag vor dem Anzünden mit Getränken, Speck und Fleisch und den notwendigen Utensilien hinauf auf den Berg, richten alles her und sitzen in der Nacht in ihrem Lager gemütlich beisammen. Am nächsten Tag werden dann die Fackeln oder Büchsen angeordnet und mit den brennbaren Materialien befüllt. Nach dem Abbrennen wird alles aufgesammelt und wieder ins Tal getragen.
An manchen Stellen ist es natürlich nicht ungefährlich und einige der Bergfeuerler müssen angeseilt sein. Eine gewisse Grundkondition und Trittsicherheit ist für die Ausübung dieses Brauches notwendig.
Aus der Schulchronik Ochsengarten:
Alles Theater in Haiming
2 Musikkapellen in unserer Gemeinde
Die Musikkapelle Haiming existiert seit 1821. 1987 wurde auch in Ötztal-Bahnhof eine eigene Musikkapelle geründet.
Die Musikkapellen gehören wohl zu den am intensivsten in den Haiminger Jahreskreislauf eingebundenen Vereine, zahlreiche Ausrückungen zu verschiedensten Anlässen zeugen davon. Ein alter Brauchtum der Musikkapellen ist das Fest der hl. Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik. Diesen Tag, den 22. November, feiert die Musikkapelle mit einer Cäcilia-Messe und anschließend mit einem gemeinsam Zusammensein. In Haiming ist es auch üblich zum Namenstag des Bürgermeisters und der Ehrenmitglieder ein Ständchen zu spielen. Natürlich rücken die Musikanten auch aus, wenn einer aus ihrer Mitte heiratet oder zu Grabe getragen wird. Die Musikkapellen sind vor allem mit dem kirchlichen Brauchtum eng verwurzelt. Ausrückungen zu den Kirchtagen / Patrozinium, bei Erstkommunionen, Firmung etc. sind fixe Termine im Kalender unserer Musikkapellen.
Aktivitäten des Vereins DaHaim
Kinderspielefest in der Unteren Gmua
Einweihungsfeier Gemeindezentrum 2017
Kulturraum Haiming-Ötztal - Veranstaltungen
Verschiedene Anlässe
Sonstige Bräuche & Traditionen in Haiming
Baumstroafen
Ihr kennt sicher das Fisser Blochziehen oder das Umhauser Larchziehen; in Mandarfen im Pitztal wird der Bloch gezogen. Auch in Haiming wurde dieser Brauch Mitte des 19. Jahrhunderts als "Baumstroafen" geübt, er ist aber seit langem ausgestorben. Aktiv mitwirken durften beim Baumstroafen nur ledige Manderleit, durchgeführt wurde es früher nur in Jahren, in denen in der Gemeinde keine Hochzeit stattgefunden hat. Vielleicht findet sich ja unter euch ein interessierter Bursche, der das "Baumstroafen" wieder reaktiviert. Die Haiminger sahen in dem "Baumstroafen" jedefalls eine willkommene Abwechslung zu damals oft harten und eintönigen Alltag, wie es auch bei anderen Bräuchen der Fall ist.
Jahresende und Neujahr
Silvester und Neujahr stehen im Zeichen mehrerer, zum Teil alter Bräuche. In Haiming ist es wie auch in allen anderen Gemeinden üblich zu Silvester zu feiern - das Abfeuern von Raketen ist allerdings ein noch sehr junger Brauch, da sich die Leute früher die Knallerei einfach nicht leisten konnten. Auch für großartige Mahlzeiten fehlte das Geld. Heute feiern die meisten Haiminger Silvester zu Hause oder bei Freunden mit einem üppigen Mahl und reichlich Alkohol. Manche ziehen es vor, schon vor Mitternacht schlafen zu gehen und erst Punkt Mitternacht wieder aufzustehen um den Jahreswechsel nicht zu verschlafen. Wer also wach ist, wünscht dem gegenüber ein "Gutes Jahr". Das "Neujahrwünschen" ist ein alter Brauch; in Haiming gehen die Kinder von Haus zu Haus und wünschen den Erwachsenen ein "Gutes Jahr" - sie bekommen dafür als Danke Geld. Das ist aber von Ort zu Ort verschieden, in Längenfeld z. B. bekommen die Kinder nichts für das "Nuijahrogwinnen". Dieser Brauch wird zwar noch geübt, allerdings gehen bei weitem nicht mehr so viele Kinder Neujahrwünsche verteilen. Die Zeiten sind zu gut, die Kontakte und sozialen Strukturen sind bei weitem nicht mehr so intensiv wie früher, als noch jeder jeden kannte. In den dreißiger Jahren der Arbeitslosigkeit mussten die meisten Kinder das Neujahrsgeld bei ihren Eltern abliefern.
Bubentag
Der Stefanitag (26.12.) wird auch als Bubentag bezeichnet. An diesem Tag stehen die unverheirateten, jungen Burschen eines Dorfes im Mittelpunkt und können sich einiges erlauben. Sperrstunde sollte es an diesem Tag keine geben. In Haiming wird der Bubentag seit einigen Jahren wieder gepflegt, weil just am 26.12. auch die Vollversammlung des Fasnachtsvereines stattfindet und die "Buben" erst gar nicht nach Hause gehen.
Schlachten
Anfang Dezember war bei den meiste Bauern Schlachttag - bis noch vor zwanzig-dreißig Jahren wurde direkt auf den Höfen geschlachtet. In Haiming gab es einige Metzger, die in ihrer Freizeit diese Schlachtungen vornahmen. Es war üblich, dass das Hirn dem Ältesten im Haus überlassen wurde, meistens dem Großvater. Abends traf sich die ganze Familie und auch Nachbarn zum Schlachtessen - meist gab es Gruipen, Schweinskopf oder Wangelen. Für die Kinder war dieser Tag oft eine Tortur, weil sie dem Sterben der oft liebgewonnen Tiere nicht zusehen konnten. Heute ist der Schlachttag in alter Form nahezu ausgestorben, auch aufgrund von strengeren Vorschriften und Gesetzen.
Böllerschießen
Die Geschichte des Böllerschießens lässt sich weit zurück verfolgen und ist oft mit anderen, meist kirchlichen Bräuchen, verknüpft. Bei uns in Haiming wird das Böllerschießen nicht von den Schützen, sondern von eigens dafür beauftragten und befähigten Personen ausgeübt. So hört man die Böllerschüsse bei uns hauptsächlich bei hohen Kirchenfesten wir Ostern, Fronleichnam oder beim Kirchtag. Bis vor ca. 40 Jahren hat man in Haiming noch die alten Eisenböller verwendet - sie wurden mit Schwarzpulver gefüllt, dann mit Papier und einem Hammer gestopft, dann mit einer Lunte gezündet. Sowohl das Böllerstopfen als auch das Entzünden war sehr gefährlich und es ist oft zu schweren Unfällen gekommen. Deswegen hat man in Österreich mit dem Pyrotechnikgesetz Grundlagen geschaffen, damit nur mehr befugte Personen nach strengen Richtlinien Böller ablassen dürfen. Der letzte Böllerschießer nach altem Stil war mein Vater Alfons Wegleiter, dem ich beim Laden der Böller in der Garage immer zuschauen durfte, allerdings aus sicherer Entfernung.
Jagdliches Brauchtum
Das jagdliche Brauchtum ist sehr vielfältig und folgt strengen Regeln. Zum jagdlichen Brauchtum gehört auch eine eigene jagdliche Sprache. Das Leben und Sterben der Wildtiere wird mit besonderen Begriffen erklärt. Hat z. B. ein Jäger ein Stück Wild erlegt, steckt er ihm als ehrende Geste einen Bruch in den Äser, sozusagen den letzten Bissen. Bruchzeichen sind belaubte oder benadelte Zweige von Fichten, Tannen, Lärchen usw. Nach erfolgreicher Jagd trifft sich die Jagdgesellschaft zum sogenannten "Tottrinken".
Heiraten
Vor einer Hochzeit wird gepoltert. Früher war dieser Brauch nur den Herren der Schöpfung vorbehalten, heutzutage gibt es auch weibliche Polterer. In Haiming hat man sich zum Poltern früher meist in einem Privathaus getroffen, ab und zu auch im Dorfgasthaus. Der Bräutigam wurde von seinen Freunden und Bekannten ordentlich durch den Kakao gezogen, oft auch mit Alkohol abgefüllt und intensiv bearbeitet, dass er doch das Heiraten sein lassen sollte. Früher war der Polterabend immer am Tag vor der Hochzeit und so ist manch ein Bräutigam zu spät und arg lädiert zur eigenen Hochzeit gekommen. Für die Kosten des Umtrunkes hat natürlich der Bräutigam aufzukommen. Die Hochzeit geht mit der Hochzeitsfeier einher. Diese wird sehr unterschiedlich ausgelegt, allerdings ist es seit alters her üblich, dass die Braut gestohlen wird. Zwar hat der Trauzeuge der Braut auf sie aufzupassen, aber plötzlich geschieht es dann doch. Das Brautstehlen wird aber nur anerkannt, wenn auch der Brautstrauß weggenommen wird. Die Brautstehler, meist eine kleinere Gruppe aus der Hochzeitsgesellschaft, fahren dann mit der Braut zu einer anderen Lokalität um dort ausgiebig zu feiern - die Zeche hat dann der Trauzeuge der Braut zu berappen. Es ist schon vorgekommen, dass die Braut stundenlang nicht gefunden wurde und die Hochzeitsgesellschaft ziemlich erzürnt darüber war.
Volkstanzgruppe Silberbuam
Die Volkstanzgruppe "Silberbuam" versteht sich als Hüterin des Volkstanzes und der Trachtentradition. Ihre Auftritte erfolgen hauptsächlich in den tourismusintensiven Monaten, bei großen Festumzügen und Trachtenfesten. Bei sogenannten Tiroler Abenden beglücken sie vor allem das Gästepublikum mit diversen alpenländischen Volkstänzen und dazugehöriger Begleitmusik, wie dem Jodeln.