2020/21: Corona bringt (fast) alles zum Stillstand

Am 11. März 2020 gab es in Haiming den ersten positiv auf Covid-19 getesteten Patienten. Ab 16. März trat ein bundesweiter Lockdown in Kraft – mit weitreichenden Folgen: Abbruch der Wintersaison, Schließung von Seilbahnen und Hotellerie, Schulen, Unis, Kulturstätten etc. Zusätzlich galt für Tirol ab 19. März eine Quarantäne für alle 279 Gemeinden. Ein Verlassen des Wohnsitzes war nur für Arztbesuche, Einkäufe, Arbeit, Hilfe für andere Menschen und einen kurzen Spaziergang erlaubt. Die Gemeindegrenzen durften nur in Ausnahmefällen übertreten werden. Die Haiminger Schulen boten eine schulische Betreuung an, nach Möglichkeit sollten die Kinder aber zuhause unterrichtet werden. Für Schüler/innen der Oberstufe gab es ab 16. März „Home-Schooling“ und Online-Unterricht. Das gesellschaftliche Leben in unserer Gemeinde kam fast vollständig zum Erliegen. Spielplätze durften nicht betreten, Begräbnisse konnten zunächst gar nicht, dann nur im engsten Kreis durchgeführt werden. Gaststätten, der Großteil des Handels, Bibliothek uvm. mussten schließen, Veranstaltungen abgesagt werden. Musikproben, Feuerwehrübungen, Ausrückungen, Trainings der Sportvereine und öffentliche Gottesdienste waren nicht erlaubt, Besuche im Alten- und Pflegeheim verboten, das Gemeindeamt blieb geschlossen. Die Verkehrsbeschränkungen waren deutlich zu spüren: kaum Verkehr auf den Straßen, kein Flugverkehr. Die Mobilität der Bevölkerung wurde im ersten Lockdown um 70 % reduziert.

Am 6. April 2020 gab es in Haiming das erste Corona-Todesopfer: Josef „Seppl“ Bair aus Riedern verstarb im 93. Lebensjahr mit dem Corona-Virus. Am 7. April endete die tirolweite Quarantäne der Gemeinden. Im ersten Lockdown herrschte eine Stimmung der Angst und Unsicherheit. Niemand wusste so recht, wie man mit dieser Situation umgehen sollte. Die Sorgen vor Ansteckungen, Erkrankung und Arbeitsplatzverlust machten vielen zu schaffen. Gleichzeitig zeigte sich auch die Hilfsbereitschaft in der heimischen Bevölkerung: Nachbarschaftshilfe wurde praktiziert, in Zusammenarbeit mit Vereinen ein Einkaufsdienst organisiert. Die Vinzenzgemeinschaft Haiming verschenkte Spiele an Haiminger Familien und stellte auch Bücher zur Verfügung.

Mai/Juni 2020: Rückläufige Infektionszahlen (von Mai bis August gab es keine Corona-Fälle in Haiming) erlaubten Lockerungen, z. B. die Öffnung kleiner Geschäfte bis 400 m² und Baumärkte. Ab 1. Mai durfte der Haiminger Tennisplatz als erste Sportanlage wieder bespielt werden. Ab 15. Mai sperrte die Gastronomie wieder auf (Sperrstunde 23 Uhr) und öffentliche Gottesdienste waren wieder erlaubt – allerdings unter strengen Auflagen.

Am 18. Mai kehrten die Pflichtschüler/innen nach neun Wochen in ihre Klassen zurück und wurden in zwei Gruppen an abwechselnden Tagen unterrichtet. Am 28. Mai gab es die erste Gemeinderatssitzung seit Monaten und Ende Mai durften Beherbergungsbetriebe wieder öffnen. Das Waldschwimmbad durften maximal 900 Gäste besuchen. Weitere Lockerungen folgten im Juni. Die Sperrstunde wurde von 23 Uhr auf 1 Uhr verlängert. Ab Mitte Juni kehrte ein Gefühl der „Normalität“ zurück, obwohl zahlreiche Absagen und Einschränkungen das Dorfleben prägten: kein Pfarrfest in Ötztal-Bahnhof, keine Prozessionen, Verschiebung von Erstkommunion und Firmung etc.

Juli/August 2020: Steigende Infektionszahlen brachten verstärkte Präventionsmaßnahmen. Mund-Nasen-Schutz wurde in vielen Bereichen Pflicht. Reisebeschränkungen, Quarantäne- und Testpflicht minderten die Reiselaune. Viele verbrachten die Urlaubszeit zuhause – heimische Seen, Berge und Almen erlebten einen regelrechten Besucheransturm. Das Waldfest musste abgesagt werden.

September/Oktober 2020: Die drohende „2. Welle“ führte zu weiteren Verschärfungen, z. B. Mund-Nasen-Schutz-Pflicht für Personal und Gäste, Sperrstunde um 22 Uhr. Veranstaltungen im Freien wurden auf 100 Personen, im Inneren auf 50 Personen beschränkt. Mitte September starteten die Schulen mit „Normalbetrieb“. Die Haiminger Markttage konnten mit „Drive-In“ und Abholservice nur in stark reduzierter Form stattfinden.

November/Dezember 2020: „Déjà-vu“ am 3. November: Der 2. Lockdown wurde verhängt, mit Ausgangssperren von 20 – 6 Uhr. Ein Großteil des Handels, Gastronomie und Hotellerie mussten erneut schließen. Die Schulen und Kindergärten blieben offen, aber die Oberstufen stellten erneut auf Home-Schooling um. Der traditionelle Haiminger Krampuslauf musste abgesagt werden.

Im Zuge der Aktion „Tirol testet“ wurden auch in Haiming vom 4. bis 6. Dezember Antigen-Tests im Oberlandsaal durchgeführt. Von den 1.326 getesteten Personen waren 7 positiv. Nach einer kurzen Öffnungsphase ab 6. Dezember, trat ab 26. Dezember der 3. Lockdown in Kraft.

Jänner/Februar 2021: Wegen neuer Mutationen/Varianten des Covid-19-Virus wurde der Lockdown verlängert. Erst am 8. Februar durften Handel und Oberstufenschulen (in eingeschränktem Maß) wieder öffnen, Hotellerie und Gastronomie mussten geschlossen bleiben. Ab 12. Februar verhängte Deutschland strikte Einreisebedingungen aus Tirol und der Bund erließ eine Reisewarnung für Tirol. Ab 17. Februar führte die Gemeinde Haiming in Zusammenarbeit mit Dr. Erik Böck eine Teststraße im Oberlandsaal ein. Dort konnten pro Woche 360 Antigen-Tests durchgeführt werden. Das Angebot wurde vielfach in Anspruch genommen, insbesondere da ein negativer Test für viele Dienstleistungen Voraussetzung war (z. B. Friseurbesuch, Benutzung von Seilbahnen).

März/April 2021: Anfang März hatte Haiming eine 7-Tages-Inzidenz von knapp 1.000 und wurde – gmemeinsam mit Roppen – abgeriegelt. Ab 12. März durfte man das Gemeindegebiet nur mit einem negativen PCR- oder Antigen-Test verlassen. Polizisten kontrollierten dies z. B. beim Kreisverkehr auf der Ötztaler Höhe oder bei der Ortseinfahrt Haiming Ost. Im Oberlandsaal und Pfarrsaal Ötztal-Bahnhof wurden Teststraßen für PCR-Gurgeltests eingerichtet. Zusätzlich stand in der Area 47 ein Testbus des Bundesheeres für Antigen-Tests. Die Testpflicht bei der Ausreise aus dem Gemeindegebiet endete am 25. März, die Infektionslage hatte sich merklich entspannt.

Ab 30. April 2021 geht im Oberlandsaal ein Impfzentrum des Landes in Betrieb.