Die letzten Monate des Krieges und das Kriegsende
Die letzten Monate des Krieges und das Kriegsende
1944 und 1945 war Haiming Ziel von Bombenabwürfen. Als primäres Ziel galt die Eisenbahnbrücke über die Ötztaler Ache, die jedoch alle Angriffe – teils beschädigt – überstand. Die Angriffe wurden von amerikanischen Bombenverbänden geflogen, wobei die Ziele in Haiming „nur“ als Ersatzziel angeflogen wurden, wenn etwa Hauptziele wie Innsbruck oder München wetter- oder sichtbedingt keinen Angriff zuließen. Zahlreiche Bombentrichter im Forchet lassen auch heute noch die Zerstörungen der damaligen Bombardements erkennen.
Die schwersten Angriffe fanden kurz vor Kriegsende, am 17. und 20. April 1945 statt. Am Vormittag des 17. April 1944 haben 51 amerikanische P-38-Jagdbomber ca. 150 Sprengbomben abgeworfen. Dabei wurden sie von fünf deutschen Messerschmitt Me 262 angegriffen. Die Eisenbahnbrücke sowie ein Teil der Bahnstrecke zwischen Ötztal-Bahnhof und Brücke wurden beschädigt, das Wächterhaus zerstört, Personenverluste gab es keine.
Am 20. April 1945, kurz nach Mittag, flogen zwei Wellen schwere Bomber aus Osten Angriffe gegen die Brücke über die Ötztaler Ache. 79 Flieger warfen 194 Tonnen Bomben ab. Sechs Fremdarbeiter der Westtiroler Kraftwerke und zwei Einheimische – Eduard Grünauer, 82 aus Haiming und Johann Nagele, 76 aus Roppen, wurden bei dem Angriff getötet. Zwei Arbeiter wurden zudem schwer und drei leicht verletzt. Andere Angaben sprechen von zwölf Todesopfern. Die Bombenopfer wurden alle am 24.4.1945 auf dem Ortsfriedhof von Haiming begraben. Durch den Angriff wurden die Eisenbahnbrücke sowie Stromleitungen, Gleise und Felder beschädigt. Fünf Hektar Wald wurden total zerstört. In der Schlierenzau wurden durch den Luftdruck über 300 Fensterscheiben zertrümmert.
Verhinderung der Brückensprengungen
Zu Kriegsende – Anfang Mai 1945 – waren die Magerbacher Innbrücke und die Straßenbrücke über die Ötztaler Ache von der Wehrmacht besetzt und mit Sprengstoff geladen. Nach vorliegenden Berichten hatten die Mannschaften den Befehl die beiden Brücken zu sprengen.
Am 3. Mai 1945 gelang es einer deutschen Pioniereinheit, die sich auf dem Rückzug von der Südfront befand, mit Unterstützung einiger Haiminger, die Sprengung der Magerbacher Brücke zu verhindern. Den Soldaten Werner Goetze (Berlin) und Hans Scheidle (Reutte) wurden vom Haiminger Bürgermeister Karl Kapeller Bescheinigungen ausgestellt, dass sie die Sprengung der Brücke verhindert haben. Im Anschluss wurde am selben Tag auch die Ötztaler Achbrücke – mit Unterstützung aus Roppen – befreit. Die Sprengladungen wurden in den Inn bzw. die Ötztaler Ache geworfen.
Ereignisse in Haiming rund um das Kriegsende
1939 bis 1945:
Haiming hat 74 Gefallene sowie 24 Vermisste zu beklagen. 23. September
1944:
Nach Berichten des Gendarmeriepostens Haiming soll von verschiedenen Zeugen am Vortag der Abwurf von großen Mengen Insekten (3 cm lange, mit Stacheln bewehrte Hauptflügler) beobachtet worden sein. Man vermutete Holzschädlinge, gefangen wurde kein Insekt. Von dieser Begebenheit wurde nie mehr etwas Weiteres bekannt.
28. Jänner 1945:
Die Westtiroler Kraftwerke suchen um 1.000 Arbeitskräfte an – „notfalls auch Häftlinge“
17. und 20. April 1945:
Bombenangriffe auf die Eisenbahnbrücke; beim zweiten Angriff gibt es acht Todesopfer, darunter auch der Haiminger Eduard Grünauer
01. Mai 1945:
Eintragung aus dem Chronikbuch des Gendarmeriepostens Haiming: „Eintreffen von 300 KZ-Häftlingen aus Dachau in Begleitung von SS-Wachmannschaften. Die Häftlinge werden notdürftig in Wagons untergebracht.“ Mehr ist darüber nicht festgehalten.
03. Mai 1945:
Die Magerbachbrücke ist mit Sprengstoff bestückt und soll gesprengt werden. Der Straßenbrücke über die Ötztaler Ache droht das gleiche Schicksal. Durch den Einsatz einer deutschen Pioniereinheit und einiger Männer aus Haiming, Roppen und Umgebung kann diese sinnlose Zerstörung verhindert werden.
04. Mai 1945:
US-amerikanische Besatzungstruppen treffen in Haiming ein.
06. Mai 1945:
Kriegsende in Tirol mit Einstellung der letzten Kampfhandlungen.
08. Mai 1945:
Bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht tritt in Kraft.
18. Juni 1945:
Wechsel der Besatzung: französische Truppen lösen die US-Amerikaner ab.
10. September 1945:
Im Lager Haiming (Beinkorb) sind rund 1.200 Polen untergebracht.
21. September 1945:
Das französische Luftfahrtministerium beschließt, die fast fertige Windkanalanlage nach Frankreich zu übertragen.
März 1946:
Rund 1.200 volksdeutsche Flüchtlinge werden im Lager Haiming angesiedelt.
Juni 1946:
Der letzte von 13 Zügen mit insges. 4.624 Tonnen Anlageteilen des Windkanals fährt von Ötztal-Bahnhof nach Modane – Avrieux in Frankreich. Dort wurde der Windkanal wieder aufgebaut.
1946:
In ganz Tirol sind nur 892 PKW zugelassen.