Die Magerbachbrücke
Verkehrsknotenpunkt an der alten Straße
Bereits aus dem Jahr 1320 n. Chr. gibt es ein Dokument über die Magerbachbrücke. Sie galt über Jahrhunderte als wichtiges Verbindungsstück zu unseren Nachbar- orten. Für die Finanzierung ihrer Erhaltung wurden Zölle eingehoben. Die heutige Stahlkonstruktion stammt aus dem Jahr 1913.
Haimings wichtigste Verbindungsstrecke zu den benachbarten Dörfern (Silz und Stams im Osten, Roppen und Karres im Westen) – die Landesstraße B171 – verläuft südlich der Ortsteile Haiming und Ötztal-Bahnhof. Der Abschnitt des Straßenstückes von Silz nach Roppen wurde in den Jahren 1936 bis 1939 erbaut, womit Haiming umfahren wurde.
In den vorangegangenen Jahrhunderten war dies jedoch ganz anders. Die Straßenverbindung von Telfs Richtung Imst verlief zunächst entlang des südlichen Ufers des Inns, durch Silz und den Pirchet sowie direkt durch den Dorfkern Haimings. Hier überquerte die alte Bundesstraße den Inn über die Magerbachbrücke, um dann an der Nordseite des Inns über einen beschwerlichen Anstieg am Fuß des Tschirgants über Roppen und Karres nach Imst zu führen. Der Magerbacher Innbrücke kam dementsprechend lange Zeit eine strategisch wichtige Bedeutung zu.
Seit 700 Jahren über den Inn
Seit mindestens 700 Jahren führt bei Magerbach eine Brücke über den Inn. Zu den ältesten schriftlichen Erwähnungen gehört ein Dokument über Reparaturkosten der Brücke aus dem Jahr 1320 n. Chr. Man kann annehmen, dass die Brücke bereits längere Zeit bestanden hatte (sonst wären wohl kaum Reparaturkosten angefallen). Dafür spricht auch eine Urkunde aus dem Jahr 1315, in der von Weinfuhren, Fuhr- und Frachtwägen gesprochen wird. Ein weiterer Beleg dafür, dass die Brücke bereits seit Jahrhunderten besteht, ist im Stamser Archiv zu finden. In einer Urkunde von 1395 heißt es, dass das Kloster zur Erbauung der Brücke vier Ensbäume und ein Seil aus „lauter Gnaden“ (unentgeltlich) zur Verfügung stellt. Die Brücke gehörte damals und in späteren Jahrhunderten zu den wichtigsten Flussübergängen des Oberlandes. Als Brückenerhalter fungierte die Gemeinschaft Haimingen und Magerbach, die für die Erhaltung der Straße und Brücke Zölle erhob. Solche Zollstationen gab es eben nicht nur an den Landesgrenzen, sondern auch an wichtigen Verkehrsknotenpunkten innerhalb des Landes. Die Bewilligung des Zolls stammte aus der Zeit Kaiser Maximilians (1509), seine Höhe wurde lange Zeit nicht verändert. 1625 beklagte die Dorfgemeinschaft jedoch, dass die Einnahmen für die Erhaltung der Brücke nicht reichten und erbat von der Hofkammer (Landesverwaltung) eine Zollerhöhung oder die Übernahme der Brücke durch das Land, was dann auch geschah.
Von 1719 bis 1728 wurde die Straße von der Telfer Innbrücke bis Brennbichl neu trassiert und der Verkehr nahm deutlichen Aufschwung. Transportiert wurden auf den Fuhrwerken u. a. Erze, Salz und Handelswaren.
„Gottsgewalt“ und „Goldmure“
Hochwasser und Murenabgänge gefährdeten die auf Pfeilern errichtete Brücke mehrmals. Im Jahr 1750 wurde sie unpassierbar. Damals schlug das Hauptzollamt in Zirl vor, den „rauchen Weg“ von der Mötzer Brücke in Richtung Haiming auszubauen, um den Verkehr Telfs-Imst aufrechtzuerhalten. Von Magerbach an war die Straße oft durch Muren gefährdet. „Gottsgewalt“ nannte man solche Naturereignisse. In Zeiten großer Arbeitslosigkeit kam den Leuten solche „Gottsgewalt“ aber nicht immer ungelegen. Sie brachte nämlich auch die Möglichkeit, durch Reparaturarbeiten etwas zu verdienen. Deshalb sprach man auch von der „Goldmure“ oder „Goldgrube“. Die Magerbacher Brücke hat während ihres langen Bestandes mehrfach ihr Aussehen geändert. Um 1800 wurde sie wieder einmal neu gebaut – mit einer Fahrbahnbreite von sechs Metern. Die alten Widerlager und Stützsteine dieser Holzkonstruktion kann man noch heute (westlich der aktuellen Brücke) bewundern. Durch den Ausbau der Arlbergstrecke stieg die Frequenz vehement an und so musste man 1913 die Holzbrücke durch die heute noch bestehende Stahlkonstruktion ersetzen.
Der Bau der Arlbergbahn (1884) hatte bereits viel Verkehr an sich gezogen und so auch die neue Bundesstraße (1936 bis 1939 erbaut) von Silz nach Roppen. Somit wurde es nach 1939 recht still in dem einst verkehrstechnisch bedeutsamen Magerbach. Am Ende des II. Weltkrieges (Mai 1945) versuchten die abziehenden Soldaten der Deutschen Wehrmacht die Magerbachbrücke zu sprengen. Mutige Bürger stellten sich dem jedoch entgegen und verhinderten dieses sinnlose Zerstörungswerk. 1987 wurde die Brücke generalsaniert. Die Kosten dieser Sanierung betrugen rund vier Millionen Schilling (ca. 300.000 Euro).
Auch der zweite Haiminger Weiler nördlich des Inns – Schlierenzau – ist über eine Brücke an das Dorf angebunden. Der Steg wurde 1954 als Hängebrücke errichtet und verbindet die Ortsteile Schlierenzau und Ötztal-Bahnhof, ist allerdings nicht für PKWs geeignet. Vorher gab es an dieser Stelle nur eine Fähre, um den Inn zu überqueren.