Riedern und Unterriedern
Die beiden Weiler Riedern und Unterriedern sind bereits seit Jahrhunderten besiedelt. Der erste schriftliche Nachweis eines Hofes in Riedern stammt aus dem Urbar von Meinhard II aus dem Jahr 1288, in dem ein „Hersina“ als Besitzer in Riedern aufgeführt wird. In der Steuerliste des Gerichtes St. Petersberg von 1325 wird ein „Eberhard von Ridern“ genannt. Ob es sich hierbei um Oberriedern oder Unterriedern handelt, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Erst im Grundsteuerkataster des Gerichtes St. Petersberg aus dem Jahr 1628 wird diese Unterscheidung getroffen. Für Oberriedern werden zwei Häuser, zugehörig zur Grundherrschaft St. Petersberg und für Unterriedern ein Haus im Eigenbesitz genannt.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde in verschiedenen Urkunden immer wieder darauf hingewiesen, dass Riedern zur Gemeinde Haiming gehört. Andererseits wird aber auch deutlich gemacht, dass diese abgelegenen Höfe nicht mit den gleichen Rechten ausgestattet sind. So heißt es etwa im Weistum der Gemeinde Haiming von 1652: Die zwei Höfe in Riedern sind wie Schlierenzau zur Gemeinde gehörend, dürfen mit ihrem Weidevieh nicht über den Weg, der durch die Raut im Forchet geht, ihr Vieh weiden lassen. Gemeint sind dabei wohl die zwei Höfe in Oberriedern, der Hof in Unterriedern wurde als „Haiminger Gut“ betrachtet.
1851 wurden für Riedern: 7 Häuser, 9 Familien, 2 Dienstboten, 21 Männer und 19 Frauen (insgesamt also 40 Personen) erfasst. 1857 waren in Oberriedern folgende Höfe erfasst: Michael Heis, Georg Gstrein und Miteigentümer Anton Kopp, Peter Paul Götsch, Josef Köll und Miteigentümer Nikolaus Raggl, Kaspar Keil’s Erben. In Unterriedern wurden 1857 folgende Höfe erfasst: Josef Stigger und Rochus Stecher.
Wie für so abgelegene Ortsteile üblich, gibt es sowohl in Oberriedern als auch in Unterriedern eine Kapelle. Die Antoniuskapelle in Oberriedern und die Hofkapelle in Unterriedern stammen vermutlich aus dem 17. Jahrhundert und sind damit weitere Zeugen des Alters dieser Ansiedlungen. Auch die Bahnbediensteten der Station Oetzthal besuchten um 1900 eine sonntägliche Messe in der Kapelle von Riedern, bevor am Bahnhof die Lourdeskapelle gebaut wurde. Im Sommer 1917 hatten die Riederer großes Glück. Beim Großbrand im benachbarten Schlierenzau geriet auch die Fraktion Riedern in Gefahr. Dort entstand ein Dachbrand, der jedoch noch früh genug bemerkt und gelöscht werden konnte.
1919 lebten in Riedern die Familien: Josef Köll (Unterriedern), der Witwer Chrisanth Stigger (Unterriedern), Alois Heis, Johann Heis, Heinrich Pohl, die Bauernmagd Maria Kuprian, Magdalena und Maria Gstrein und Anton Fontana. 1931 waren in Riedern Josef und Maria Köll (Unterriedern 17), Alois Heiss (18), Johann Heiss (19), Heinrich Pohl (20), Artur Schuler (21) und Anton Fontana (22) gemeldet.
1932 erlitt die Familie Schuler aus Riedern ein schreckliches Unglück. Agnes Gstrein, Ziehtochter des Riederer Bauern Artur Schuler, verschwand am Abend des 20. Juli spurlos. Erst knapp ein Jahr später brachte eine versuchte Vergewaltigung an einer 17-jährigen Bahnwächtertochter Licht in den Fall der vermissten Agnes Gstrein. Es wurde der 19-jährige Friedrich N. ausgeforscht, der schließlich den Mord an Agnes Gstrein gestand. Ihre Leiche wurde nie gefunden, der Täter hatte ihren Leichnam in den Inn geworfen.
Einwohnerzahlen Oberriedern am 1. Jänner 2021:
Hauptwohnsitze: 12
Nebenwohnsitze: 2
Einwohnerzahlen Unterriedern am 1. Jänner 2021:
Hauptwohnsitze: 3
Nebenwohnsitze: keine
Station Riedern?
In den Planungen für die Arlbergbahn ist in einer Beschreibung der Trassenführung aus dem Jahr 1880 vom „Stationsort Riedern“ zu lesen. Die Planer in Wien haben wohl einfach die nächstgelegene Ansiedlung für die Namensgebung herangezogen. Letzten Endes wurde der Bahnhof aber „Station Oetzthal“ genannt, über den Sinneswandel bei der Namensgebung lassen sich heute nur mehr Vermutungen anstellen.