Die Zementwirtschaft in Haiming
Die Brüder Rudolf und Siegfried Stigger bauten seit Ende des 19. Jahrhunderts bei der „Schwarzen Erde“ am Alpweg von Haiming-Magerbach zur Simmering-Alm Zementstein ab. Das Gestein wurde mit Aperschlitten ins Tal gezogen und in Magerbach im Zementofen gebrannt. Anschließend wurde das Material über die Innbrücke in Richtung Dorf zur Zementmühle in der „Au“ verfrachtet. Die Zementmühle wurde vom Wasser des Mühlbaches betrieben. Im oberen Teil des Gebäudes stellte Siegfried Stigger vulgo „Zementeler“ Dachplatten her. Vor allem nach dem Großbrand von 1897, bei dem 67 Wohnhäuser zerstört wurden, war der Bedarf an den flachen Pfannenplatten groß.
Die Zementmühle ist seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb, das Gebäude neben der „Auenkapelle“ steht aber noch. Der alte Zementeler Siegfried Stigger starb am 25. Oktober 1935 im Alter von 66 Jahren. Sein Bruder Rudolf wurde als einfacher, anspruchsloser Mann beschrieben, der in der Nähe des Zementofens hauste und sich zusätzliches Geld beim Holzen in den steilen Magerbacher Felswänden verdiente. Er soll einmal gesagt haben: „Wenn i nimme huamkimm, kennts mi do oben suachen“. So war es dann auch. Rudolf Stigger verunglückte am 28. Juli 1938 beim Holzen unterhalb einer Felswand tödlich.
Text: Manfred Wegleiter, Ortschronist
Foto: Karl Hofer/Chronik Haiming